Annaberg-Buchholz (MF) Die Abschlussbergparade der
sächsischen Bergmanns-,
Hütten- und Knappenvereine am 23. Dezember stand auch in
diesem Jahr ganz im Zeichen bergmännischer Traditionen und der sächsischen
Kulturgeschichte.
Die größte Präsentation dieser Art in der Bundesrepublik
lud erneut am vierten Adventssonntag in die Berg- und Adam-Ries-Stadt
Annaberg-Buchholz ein. Rund 1000 Trachtenträger, davon etwa 300 Bergmusikanten
gaben sich in der Annaberger Altstadt ein Stelldichein. Ungezählte Gäste
erlebten wie in den Vorjahren dieses Glanzlicht sächsisch-erzgebirgischer
Brauchtumspflege.
Unter ihnen waren u.a. die Sächsische Sozialministerin
Christine Claus, Steffen Flath sowie Holger Zastrow, Fraktionsvorsitzende der
CDU bzw. der FDP im Sächsischen Landtag, Landrat Frank Vogel sowie Prinz und
Prinzessin zur Lippe. Der Vorsitzende des Sächsischen Landesverbandes im Bund
Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, Dr. Henry Schlauderer dankte
allen Traditionsvereinen für ihr Engagement und ihre Teilnahme an der
Bergparade, die diesmal in strömenden Regen stattfand. Sie bilde einen
wichtigen Teil sächsischer Brauchtumspflege (Fotos).
Bergknapp- und Brüderschaften aus zahlreichen deutschen
Bergbaugebieten, u.
a. aus Bayern und Thüringen sowie der Tschechischen
Republik sowie renommierte Bergmanns- und Hüttenkapellen waren in der alten
Silberstadt Annaberg-Buchholz zu Gast. Traditionsvereine aus allen sächsischen
Bergstädten entlang der berühmten „Silberstraße", wie z. B. aus Zwickau,
Schneeberg, Schwarzenberg, Marienberg und Freiberg sowie aus Bad Schlema und
Johanngeorgenstadt zeigten sich den Besuchern im prächtigen Berghabit.
„Sie erweisen damit der über 800jährigen
Bergbaugeschichte des Erzgebirges die beste Referenz und sind ein Zeichen
lebendiger Traditionspflege“ sagte Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch in ihrer
Ansprache zum Abschluss der Bergparade.
Für den musikalischen Rahmen der Parade sorgten zehn
Bergkapellen. Sie intonierten bekannte Bergmannsmärsche und beliebte
bergmännische Weisen wie z. B. das Steigerlied oder den Annaberger
Bergmannsmarsch. Den Abschluss bildete ein Bergkonzert vor der Kulisse der
größten spätgotischen Hallenkirche Sachsens, St. Annen.
In diesem Jahr feierte man in Annaberg-Buchholz ein besonderes
Jubiläum.
Vor 50 Jahren beschloss der damalige Bezirksarbeitskreis
erzgebirgischer Bergbrüderschaften im Kulturbund, die Abschlussbergparade immer
in Annaberg-Buchholz stattfinden zu lassen. Die Tradition der Bergparaden indes
ist viel älter. Bereits vor Jahrhunderten ließen die sächsischen Herrscher
Bergparaden abhalten. Sie dokumentierten damit ihre wirtschaftliche Macht.
Berühmt ist die Bergparade vom 26. September 1719, die anlässlich der Hochzeit
des sächsischen Kurprinzen Friedrich August II.
mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha im
Plauenschen Grund bei Dresden stattfand. Neben 1000 anderen Sachzeugen der
Volkskunst ist sie in der Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz im
Miniaturformat zu bewundern.
Jeweils am vierten Adventssonntag bildet die jährliche
Abschlussbergparade des sächsischen Landesverbandes im Bund deutscher
Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine einen Höhepunkt der bergmännischen
Traditionspflege in der Bundesrepublik und der Adventszeit im Erzgebirge. Der MDR
zeichnete auch in diesem Jahr die Bergparade auf. Von 15.15 bis 16.00 Uhr
konnten die Zuschauer am 23. Dezember das einmalige Ereignis an den
Bildschirmen miterleben. Dabei gab es u. a. Lifeschaltungen auf den Annaberger
Weihnachtsmarkt, wunderbare Bilder aus Annaberg-Buchholz sowie Einspielungen
von Bergparaden in Schwarzenberg und Schneeberg.
Zu Bergparaden präsentieren sich die bergmännischen
Traditionsvereine vom Berghauptmann über die Steiger, Hauer und Bergzimmerleute
in standesgemäßer Ordnung. Angeführt werden sie von Mitgliedern des Bundes- und
Landesvorstandes der deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, der
sächsischen Landesstandarte und dem jeweils gastgebenden Bergmannsverein.
Lebendige bergmännische Traditionspflege Referenz an
erzgebirgische Silberstadt Annaberg-Buchholz
In der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz sieht
man die große Bergparade als Zeichen einer besonderen Wertschätzung durch die
bergmännischen Traditionsvereine und als symbolischen Dank für eine lebendige
Brauchtums- und Traditionspflege. In Annaberg-Buchholz ist der Atem einer
fünfhundertjährigen Bergbaugeschichte noch heute in vielfältiger Weise spürbar.
Nicht zuletzt deshalb arbeitet die Stadt aktiv am Projekt „UNESCO-Welterbe
Montanregion Erzgebirge“ mit.
In Annaberg-Buchholz gibt es - einmalig in Deutschland -
die Chance, gleich in vier bedeutende Silbergruben des 16. Jahrhunderts
einzufahren. Heute werden sie als Besucherbergwerke von zwei engagierten
Vereinen und der Stadt betrieben. Der „Dorotheastolln" stellt die reichste
Fundstätte des Annaberger Grubenreviers dar, der „Markus-Röhling-Stolln"
die tiefste und „Im Gößner" besteht die Möglichkeit, mitten in der
historischen Altstadt zu den historischen und monetären Wurzeln der Stadt
vorzudringen. Im Ortsteil Geyersdorf betreibt ein Verein die Grube St.
Briccius, die auf Voranmeldung für interessierte Fachleute zugänglich ist. Sie
war einst im Besitz der berühmten Montanunternehmerfamilie Uthmann.
Die Annenkirche birgt mit dem berühmten Bergaltar von
Hans Hesse (1521) die früheste Darstellung der Technologie des Silberbergbaus
in Sachsen und der Frohnauer Hammer - einst städtische Münze und Bergschmiede -
repräsentiert das erste Technische Denkmal
in Sachsen.
Im Adam-Ries-Museum können Besucher die Wirkungsstätte
des Bergbeamten und Rechenmeisters Adam Ries in Augenschein nehmen, der von
15/23 bis zu seinem Tod 1559 in der Bergstadt wirkte.
Im Annaberger Stadtzentrum befindet sich mit der
Bergkirche St. Marien die einzige bergmännische Sonderkirche Deutschlands. Sie
wurde von 1502 bis
1511 errichtet und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
ausschließlich mit Geldern der Bergknappschaft finanziert und betrieben. Von
September 2004 bis September 2005 wurde das geschichtsträchtige Gotteshaus
denkmalsgerecht saniert. Heute beherbergt sie mit der Bergmännischen Krippe ein
Meisterwerk erzgebirgischer Holzbildhauerkunst.
Mit der Bergknapp- und Brüderschaft "Glück auf"
Frohnau/Annaberg-Buchholz e. V., dem Bergmusikkorps Frohnau/Annaberg-Buchholz
e. V. und den Vereinen „Markus-Röhling-Stolln" und „Dorotheastolln"
gibt es in Annaberg-Buchholz aktive Interessengemeinschaften, die sich die
bergmännische Traditionspflege und die Bewahrung bergmännischer Sachzeugnisse
auf die Bergfahne geschrieben haben.
Quelle: Annaberg-Buchholz
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