Wiesbaden (ots) - Zur Bekämpfung des westafrikanischen
Menschenhandels hat in den Abendstunden des 25.10.2012 erstmals eine
europaweite Kontrolle stattgefunden. Im Rahmen der vom Bundeskriminalamt (BKA)
initiierten und über Europol mit den Europol-Verbindungsbeamten der
teilnehmenden Staaten in der Europol-Einsatzzentrale in Den Haag/Niederlande
koordinierten Aktion wurden Prostitutionsstätten in insgesamt neun europäischen
Staaten (UK, NL, B, LX, SE, DK, CH, AT, D) überprüft. Ziel der Maßnahme war es,
Opfer von Menschenhandel aus Westafrika zu identifizieren und Hinweise auf
Menschenhändler zu erlangen. Die Ergebnisse der Teilnehmerstaaten werden bei
EUROPOL zusammengeführt, um Schlüsselpersonen des Menschenhandels in Europa
sowie mögliche Organisationsstrukturen zu identifizieren.
In Deutschland
haben das Bundeskriminalamt und mehr als 90 Polizeidienststellen aus zwölf
Bundesländern Bordelle und bordellähnliche Betriebe kontrolliert. Die
Bundespolizei führte flankierende Kontrollen an deutschen Flughäfen durch. Nach
vorläufigem Stand wurden mehr als 160 westafrikanische Frauen angetroffen.
Wie bereits bei
den nationalen Kontrolltagen in den vergangenen Jahren, gibt es auch dieses Mal
Anhaltspunkte dafür, dass einige der überprüften Frauen Opfer von
Menschenhandel wurden. Die diesbezüglichen Ermittlungen dauern an.
Seit Jahren
beobachten die Polizeien der Länder und das BKA das Phänomen des
Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung von Frauen aus Westafrika intensiv.
Die bisherigen Ermittlungen zeigen, dass ein internationales Netz von
westafrikanischen Zuhältern, eingeschleusten Prostituierten, Geldwäschern,
Passverleihern, Dokumentenfälschern und Schleusern existiert. Nach der
Anwerbung im Heimatland werden die Opfer nach Europa eingeschleust und mit
gefälschten Personaldokumenten an Prostitutionsbetriebe vermittelt. Die Täter
nutzen den u. a. in Westafrika verbreiteten Glauben an "Voodoo" als
Druckmittel, um so ihre Opfer einzuschüchtern und ihren Widerstand gegen die
Täter zu brechen.
Wie das Lagebild
Menschenhandel 2011 aufzeigt, spielen polizeiliche Kontrollmaßnahmen bei der
Identifizierung von Opfern und der damit verbundenen Aufhellung des Dunkelfeldes
nach wie vor eine wesentliche Rolle.
BKA-Präsident
Jörg Ziercke: "Diese erste europaweite Kontrollmaßnahme ist ein weiterer
wichtiger Schritt, um die komplexen und schwer zu ermittelnden Tatstrukturen im
Bereich des Menschenhandels aus Westafrika aufzuklären. Die Maßnahme zeigt,
dass die staatenübergreifende Zusammenführung von Informationen sowie
koordinierte Maßnahmen gegen den Menschenhandel wichtig sind, um Strukturen zu
erkennen und erfolgreich bekämpfen zu können. Nur so ist eine nachhaltige Verbesserung
der Lage für die Opfer zu erreichen."
Rob Wainwright,
Direktor von Europol, zu der Kontrollaktion: "Die Zusammenarbeit zwischen
Europol und unseren internationalen Partnern im Bereich der Strafverfolgung ist
von größter Wichtigkeit, wenn wir die Schlüsselpersonen, die mit schutzlosen
Frauen aus Westafrika handeln und diese ausbeuten, der Justiz zuführen wollen.
Europol wird solche Fälle weiterhin mit seinen hochqualifizierten Analytikern
und einzigartigen technischen Möglichkeiten proaktiv unterstützen."
Quelle: BKA
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