Die Anfänge reichen zurück in die Antike. Bereits in der
Bibel ist von Geflechten an Priestergewändern die Rede, bei denen es sich mit
großer Sicherheit um geklöppelte Borten bzw. Spitzen handelt. Heute umspannt
das Netz der filigranen Fäden die ganze Welt. Geklöppelt wird auf allen
Kontinenten und in zahlreichen Ländern der Erde. Von Australien und Neuseeland
über Südafrika, Süd- und Nordamerika bis hin nach Europa und Asien reichen die
Verbindungen, die das traditionsreiche Handwerk über Jahrhunderte hinweg
geknüpft hat.
In der Bundesrepublik hält der Deutsche Klöppelverband
die Fäden in seinen Händen, wenn es um die Bewahrung und Weiterentwicklung des
Klöppelns geht.
Ein Podium dafür ist der Deutsche
Klöppelspitzen-Kongress. Nach 1995 findet er in diesem Jahr erneut in
Annaberg-Buchholz statt. Vom 13. bis 15. April
2012 werden knapp 10.000 Besucher aus ganz Deutschland
und dem Ausland in der Erzgebirgshauptstadt erwartet. Annaberg-Buchholz ist für
den 30.
deutschen Klöppelspitzen-Kongress hervorragend
prädestiniert. Hier lebte und arbeitete Barbara Uthmann (1514-1575). Die
berühmte sächsische Montanunternehmerin war auch als Verlegerin von Borten und
Spitzen aktiv und beschäftigte bis zu 900 Klöpplerinnen bzw. Bortenwirkerinnen.
Geschätzt wird, dass noch heute etwa 20.000 Bürger im Erzgebirge klöppeln. Das
„Dach“ darüber bildet der Sächsisch-Erzgebirgische Klöppelverband. In ihm sind
nicht nur Deutsche, sondern z. B. auch
Mitglieder aus Österreich, Spanien, Holland und Schweden, aus der Schweiz und
den USA vereinigt. Sie alle pflegen ein künstlerisches Handwerk, das im
Hinblick auf seine Vielfalt und seine kreativen Möglichkeiten relativ
einzigartig sein dürfte. Gerade aktuelle Trends, z. B. das Klöppeln mit
Edelstahl, 3-D-Kreationen oder ganz neue modische Accessoires wie z. B.
dekorative Ketten, Reife, Anstecker und Ohrringe lassen hoffen, dass die
Klöppelkunst wie in vergangenen Jahrhunderten wieder Teil der Haute Couture-
oder Prêt-à-porter-Mode werden könnte.
Hochschulausbildung - Anerkannter Abschluss - Breite
Vereinsbasis - Lehrsortiment für Kinder
Grundlagen dafür werden bereits jetzt gelegt. An der
Fachhochschule Schneeberg beinhaltet die Ausbildung zum Textildesigner auch die
Klöppelkunst. Der Sächsisch-Erzgebirgische Klöppelverband bildet in der
Klöppelschule „Barbara Uthmann“ in Annaberg-Buchholz Fachkräfte für
Klöppeltechnik aus. Dabei handelt es sich um einen staatlich anerkannten
Abschluss. Erste Prüfungen finden in dieser Woche am 2. und 3. März 2012 an der
Handwerkskammer in Chemnitz statt.
Kreationen aus dem Erzgebirge sorgen bereits weltweit für
Aufsehen. Unter anderem gewann Beatrice Müller aus Annaberg-Buchholz mit ihren
geklöppelten Designertaschen Goldmedaillen beim OIDFA-Weltspitzenkongress.
Darüber hinaus setzen Designerinnen bzw. Entwerferinnen wie z. B. Ines
Schwotzer, Birgit Härtel oder Manuela Fischer neue Trends. Eine breite
Vereinsarbeit sichert die Basis im Klöppeln.
Dazu Manuela Fischer, die Vorsitzende des
Sächsisch-Erzgebirgischen Klöppelverbandes e. V.: „Allein in der Klöppelschule
„Barbara Uthmann“ in Annaberg-Buchholz betreuen wir in neun Gruppen rund 30
Kinder und 60 Erwachsene, im Begegnungszentrum „Zur Spitze“ nochmals 16 Frauen.
Speziell für Kinder haben wir vor einigen Jahren das Lehrsortiment
„Kinderleicht und Spitze“ entwickelt. Auf kreativ-heitere Weise führt es ebenso
ins Klöppeln ein wie die jährlichen Kinder- und Jugendkulturtage. Darüber
hinaus macht unser Verband mit der Broschüre „Verbindungen“ jährlich dreimal
auf aktuelle Entwicklungen, Veranstaltungen und Ausstellungen aufmerksam.
Außerdem werden darin das Wirken der Klöppelvereine sowie
verdienstvolle Klöpplerinnen vorgestellt. Besonders stolz sind wir auf die
Publikation und die Wanderausstellung „450 Jahre Klöppeln im Erzgebirge –
Broterwerb – Handarbeit – Herzenssache“, die im Vorjahr anlässlich dieses
Jubiläums der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Aus verschiedenen Blickwinkeln
wird darin das traditionsreiche Kunsthandwerk beleuchtet. Historische
Darstellungen und Texte, Grafiken und Fotos, Modetrends und Stilrichtungen,
Bräuche und das Arbeitsleben der Klöpplerinnen sind in den Veröffentlichungen
in vielfältiger Weise thematisiert“.
Neue Anregungen holen sich die erzgebirgischen
Klöpplerinnen beispielsweise auf der Creativa in Dortmund, der
„Spitzenvielfalt“ der Spitzengilde sowie jährlich zu den Annaberger
Klöppeltagen. In diesem Jahr ist der Deutsche Klöppelspitzen-Kongress ein echtes
Glanzlicht in der Erzgebirgsstadt. „Wir freuen uns auf viele Gäste aus aller
Welt und hoffen, dass mit dieser hochkarätigen Veranstaltung die weltweiten
Fadenverbindungen noch fester geknüpft werden“, sagt Oberbürgermeisterin
Barbara Klepsch. Bereits jetzt pflegt der Sächsisch-Erzgebirgische
Klöppelverband u. a. Kontakte nach Finnland, Russland, Dänemark, Holland,
Belgien, Frankreich, Ungarn, Griechenland und Portugal sowie nach Brasilien und
in die USA.
Kontakte:
Sächsisch-Erzgebirgischer Klöppelverband e.V. und
Klöppelschule „Barbara Uthmann“ Annaberg-Buchholz Manuela Fischer Buchholzer
Straße 2
09456 Annaberg-Buchholz
Tel. (03733) 425-258
E-mail: sekvkloeppeln@gmx.de
Internet: www.kloeppeln-in-sachsen.de
Handwerkskammer Chemnitz
Bildungs- und Technologiezentrum
Brigitta Baum
Limbacher Straße 195
09116 Chemnitz
Tel. 0371 / 5364-167
E-Mail: b.baum@hwk-chemnitz.de
Internet: www.hwk-chemnitz.de
Westsächsische Hochschule Zwickau
Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg
Dozentin Ute Schmidt
Goethestraße 1
08589 Schneeberg
Telefon 03772 3507-30
E-Mail: Ute.Schmidt@fh-zwickau.de
Internet: www.fh-zwickau.de/index.php?id=kunst
Quelle: Stadt Annaberg
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