„In
ganz Europa berühmt ...“ Christian Daum zum 400. Geburtstag
Anlässlich des 400. Geburtstages von
Christian Daum zeigt die Ratsschulbibliothek in Zusammenarbeit mit den Priesterhäusern
eine Sonderausstellung mit einmaligen Exponaten und Zeitzeugnissen.
Daum wurde 1612 in Zwickau geboren, in eine
Zeit, die nur 6 Jahre nach seiner Geburt für 30 Jahre in einen europäischen
Krieg versinken sollte, den man später den „Dreißigjährigen“ nennen wird. Er
entstammte einer angesehen und über Jahrhunderte in Zwickau ansässigen Familie
von Badern und Wundärzten, die durchaus über einiges Vermögen verfügte.
Die Ausstellung zeigt fast ausschließlich
Exponate aus dem Nachlass Christian Daums und gliedert sich in drei
Abteilungen: dem Leben des Zwickauers, seine Zeit sowie Drucke und
Handschriften zur Reformation.
Das Leben Daums beginnt am 30. März 1612 in
Zwickau im elterlichen Haus am Klosterplatz, nach häuslichem Unterricht beim
Vater Martin besuchte er zwischen 1620 und 1632 die Lateinschule Zwickau. Dort
beeinflusste ihn vor allem der Rektor Johannes Zechendorf, ein anerkannter
Pädagoge und Orientalist. Christian Daum konnte schon mit 8 Jahren nicht nur
Lateinisch und Griechisch lesen, sondern auch die Hebräischen Buchstaben.
Zwischen 1632 und 1634 studierte er in
Leipzig. Durch die Kriegsereignisse und die Pest wurden seine Studien
allerdings immer wieder unterbrochen und Christian musste oft aus der Stadt
fliehen. In der Messestadt lernte Daum den Privatgelehrten Kaspar von Barth
kennen, mit dem ihn später eine lebenslange Freundschaft verband.
Nach Weihnachten 1634 kam Christian Daum
wieder nach Zwickau, war zunächst Privatlehrer bei Dr. jur. Götze und sollte
die Stadt nie wieder verlassen, außer zu kurzen Reisen. 1642 wurde er Tertius
an der hiesigen Lateinschule, heiratete und bezog das Priesterhaus Nr. 8. Nach
dem Tod Johannes Zechendorfs wurde Christian Daum 1662 Rektor der Lateinschule,
eine Stelle, die er bis zu seinem Tod 1687 inne hatte.
Bis 1694 zogen sich die Verhandlungen um
den Wert des Nachlasses Daums zwischen den Erben und der Stadt hin, bis er
schließlich für 1700 Taler von der Stadt erworben wurde.
Der Nachlass Christian Daum ist der
zweitgrößte eines Barockgelehrten Deutschlands und in seiner Geschlossenheit
einmalig.
In zwei gesonderten Vitrinen werden einige
besonders wertvolle Handschriften und Drucke aus dem Nachlass Daum gezeigt. So
z.B.: ein Druck über den historischen Graf Dracula von 1494, reich kolorierte
Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert, seltene Ausgaben mit
Illustrationen von Albrecht Dürer, einer Handschrift von Paul Fleming und
Kupferstichen von Jakob de Gheyn zum Gebrauch von Piken und
Luntenschlossgewehren.
Die Zeit Christian Daums wird in der
Ausstellung in drei Bereichen präsentiert, die maßgeblichen Einfluss auf sein
Leben hatten: den Dreißigjährigen Krieg, die Pest und den Kirchturmbrand von
1650, wobei immer der direkte Bezug zur Zwickauer Stadtgeschichte im
Mittelpunkt steht.
Zahlreiche Dokumente verdeutlichen diesen
Komplex: Originalbriefe von Albrecht von Wallenstein, Gustav II. Adolf von
Schweden, zeitgenössische Abbildungen der Schlachten von Lützen und Breitenfeld,
Teile einer erstmals gezeigten kolorierten Exerziervorschrift vom Gebrauch von
Piken und Luntenschlossgewehren aus dem 17. Jahrhundert, Drucke über die
Kriegswirrnisse in Zwickau, eine Leichenpredigt auf Gustav II. Adolf und
original Kupferstiche zur Ermordung Wallensteins 1634. Ein besonderes Exponat
ist sicher der farbige Stadtplan vom Jeremias Vollrath, der alle 7 Belagerungen
der Stadt auf einmal zeigt. Eine Leihgabe des Stadtarchivs Zwickau.
Die Pestepidemien, die zwischen 1450 und
1683 Zwickau und Europa heimsuchten, werden mit Originaldokumenten aus dem
Nachlass Daums für das 17. Jahrhundert eindringlich verdeutlicht: Briefe,
Kalender, Pestordnungen, Gedichte.
Den Kirchturmbrand der Marienkirche Zwickau
1650 erlebte Christan Daum sehr direkt als Bewohner des Priesterhauses 8 also
unmittelbar neben dem Brand. Er wird durch einen Brief Daums über den Brand,
einer Installation von Daum als Figur, die diesen Brief vorliest und
zahlreichen Darstellungen der Marienkirche vor und nach dem Brand verdeutlicht.
Ein bisher kaum beachteter Bereich sind die
Drucke und Handschriften aus dem Nachlass Christian Daums zur Reformation.
Aufgrund neuester Forschungen konnte herausgefunden werden, dass fast alle
wichtigen Quellen zur Reformationsgeschichte in der Ratsschulbibliothek aus dem
Nachlass Daums stammen. Dazu gehören u.a. die 7 Bände mit handschriftlichen
Randbemerkungen Martin Luthers, Autographen und Widmungen von Philipp
Melanchthon, das älteste sächsische Gesangbuch von 1525, die älteste sächsische
Schulordnung von 1523, unzählige Erstausgaben von Luther, Melanchthon und
anderen …. Holzschnitte von Lucas Cranach und Albrecht Dürer.
Christian Daum
1612 29. März in Zwickau geboren,
Vater: David Daum (gest. 1633 an der Pest), Bader und Wundarzt
Mutter: Catharina geb. Streit (gest. vor 1625), aus Nürnberg
30. März Taufe
Paten: Ernst von Bose, Johann Ernst von Ende, Magdalena Müller
1620-1632 Besuch
der Zwickauer Lateinschule unter dem Rektor Zechendorf
1632 Studium an der Universität
Leipzig, u.a. bei Caspar von Barth
1634 wieder in Zwickau,
zunächst Privatlehrer bei Dr. jur. Nikolaus Götze
1642 Tertius an der Zwickauer
Lateinschule, Einzug ins Priesterhaus Nr. 8,
am 03. Oktober Heirat mit Martha Fickenwirth (1598-1673) in der
Katharinenkirche Zwickau
1662 Rektor der Lateinschule
1674 am 25. Januar Heirat mit
Anna Margaretha Auerbach (gest. 1686) in der Lateinschule Zwickau
1674 Geburt des Sohnes Johann
Christian
1676 Geburt der Tochter Anna Rosina
1687 15. Dezember in Zwickau
gestorben
Daum wirkte als Philologe, Poet, Lehrer und
Korrektor. Seit seiner Jugend sammelte er Bücher. Seine Briefinhalte waren
vielseitig und betrafen Theologie, Philosophie, Philologie, Geschichte, Poetik
und Genealogie, daher wurde er auch als „Polyhistor“ bezeichnet.
Sein Nachlass wurde 1694 von der Stadt
Zwickau für die Ratsschulbibliothek gekauft, nachdem Daum 1642 der Stadt das
Vorkaufsrecht an seiner Bibliothek eingeräumt hatte. Er umfasst:
- 7.680 Bücher und Handschriften
- 5.300 erhaltene Briefe von 500
verschiedenen Schreibern
- Konzeptbücher der geschriebenen
Briefe von 1633-1687
- Schreibkalender von 1663-1687
- Handschriftliches Schulgeldregister
- 6 handschriftliche
Bibliothekskataloge
- zahlreiche weitere Manuskripte
Priesterhäuser Zwickau
Domhof 5-8, 08056 Zwickau
Tel.: 03 75 - 83 45 51
Fax: 03 75 - 83 45 55
Internet: www.priesterhaeuser.de
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 13-18
Uhr
Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 12.
Februar, 15 Uhr (zu sehen bis 6. Mai)
Begleitprogramm zur aktuellen Sonderschau:
Sonntag, 4. März 2012, 15 Uhr: Öffentliche
Führung durch die Sonderausstellung zum „400. Geburtstag von Christian Daum“
Mittwoch, 14. März 2012, 18 Uhr: Vortrag
„Zwickau im Barock“
Quelle: Stadt Zwickau
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