Freitag, 24. Februar 2012

Frühjahrswanderung der Amphibien beginnt Anfang März



Für Lurche (Amphibien) typisch und namensgebend ist, dass viele Arten nach einem Larvenstadium im Wasser eine Metamorphose durchlaufen und zu einem Landleben übergehen. Während in Südamerika über 800 Amphibienarten vorkommen und in Italien immer noch 48, sind es in Deutschland nur 20, in Sachsen 18 und in Chemnitz 12.

Eine besondere Schutzbedürftigkeit der Tiere besteht während der Wanderbewegungen zwischen ihren verschiedenen saisonalen Lebensräumen, insbesondere während der Frühjahrswanderung aus den Winterquartieren zu den Laichgewässern, denn in so dicht besiedelten Gegenden wie dem Chemnitzer Großraum werden die Wanderstrecken oftmals von Straßen durchtrennt. Untersuchungen belegen, dass die Verluste durch den Straßenverkehr bei der Frühjahrswanderung neben der Zerstörung der Lebensräume eine Hauptursache für den Rückgang der Amphibien sind. Heute sind alle heimischen Amphibien daher besonders geschützt.

Momentan befinden sich unsere heimischen und gefährdeten Amphibien noch in ihrer Winterruhe. Wenn aber durch hormonelle Prozesse eine Art Wander- und Laichbereitschaft einsetzt, beginnen ab einer artspezifischen Sollzeit äußere Faktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit und Tageslänge eine Rolle zu spielen. In unserer Gegend ist etwa Anfang März zuerst mit dem Erwachen der Erdkröten, Grasfrösche und unserer drei vorkommenden Molcharten Teich-, Berg- und Kammmolch zu rechnen. Sobald dann die Witterung geeignet ist (Temperaturen in den Abendstunden über 5°C, Nieselregen mit hoher Luftfeuchte), beginnen sie aus ihren Winterquartieren in die Laichgewässer zu wandern. Die meisten dieser heimischen Amphibien sind so laichplatztreu, dass sie zu dem Gewässer laufen wollen, in dem ihr Leben begann. Dabei können Grasfrösche bis zu 800 m und Erdkröten sogar bis zu 2 km Wegstrecke zurücklegen.

Um den Konflikt „Amphibienwanderung – Straßenverkehr“ zu entschärfen, werden vom Umweltamt seit Jahren verschiedene Wege beschritten. An den Hauptbrennpunkten, der Röhrsdorfer Straße auf der Höhe des Speichers Altendorf, dem Stiftsweg auf der Höhe des Kirchgrundes und der Eubaer Straße auf der Höhe von ehemaligem Munitionslager und Naturschutzgebiet wurden zwischen 1995 und 2010 stationäre Amphibienschutzanlagen errichtet.  Entlang der Leitelemente werden die wandernden Tiere zu Durchlässen geführt und können die Straße selbständig und sicher unterqueren. Bei Straßenneubaumaßnahmen, wie dem neuen Südringabschnitt oder der verlängerten Kalkstraße, werden von vornherein solche dauerhaften Einrichtungen für Amphibien und andere wandernde Wildtiere vorgesehen.

Eine andere Möglichkeit sind extra für den Zeitraum der Frühjahrswanderung aufgestellte Zäune und Eimerfallen, so genannte mobile Amphibienleiteinrichtungen. Solche Schutzmaßnahmen werden auch in diesem Jahr wieder am Bräuteichweg in Wittgensdorf, am Gymnasium Einsiedel und an den Brauereiteichen Einsiedel, am Riedteich in Rabenstein sowie in östlicher und westlicher Erweiterung der Amphibienschutzanlage Eubaer Straße und in südlicher Verlängerung der Amphibienschutzanlage Röhrsdorfer Straße errichtet, wo das Gelände den Einbau stationärer Amphibienschutzanlagen nicht zulässt. Ohne die Mithilfe von interessierten Bürgern, ehrenamtlichen Naturschutzhelfern und Vereinen ist diese zeitaufwändige Methode nicht durchführbar, da die in die eingegrabenen Eimer gefallenen Tiere täglich über die Straßen zu den Laichgewässern getragen werden müssen.

Im Einzelfall können für die Zeit der Frühjahrswanderung auch verzichtbare Straßen in den Abend- und Nachtstunden für den Straßenverkehr gesperrt werden, so wie bereits in den letzten Jahren die Forststraße im Zeisigwald.

Schließlich werden in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt ca. 70 Warnschilder „Achtung Kröten“ an Konfliktpunkten aufgestellt, die die Autofahrer auf das Problem aufmerksam machen und zu einer angemessenen Fahrweise verpflichten sollen.

Bei Interesse an Mithilfe, Rückfragen oder Amphibienmeldungen wenden Sie sich bitte an das Umweltamt, Tel. 0371/488-3602.

Quelle: Stadt Chemnitz

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