Für Lurche (Amphibien) typisch und
namensgebend ist, dass viele Arten nach einem Larvenstadium im Wasser eine
Metamorphose durchlaufen und zu einem Landleben übergehen. Während in
Südamerika über 800 Amphibienarten vorkommen und in Italien immer noch 48, sind
es in Deutschland nur 20, in Sachsen 18 und in Chemnitz 12.
Eine besondere Schutzbedürftigkeit der Tiere
besteht während der Wanderbewegungen zwischen ihren verschiedenen saisonalen
Lebensräumen, insbesondere während der Frühjahrswanderung aus den
Winterquartieren zu den Laichgewässern, denn in so dicht besiedelten Gegenden
wie dem Chemnitzer Großraum werden die Wanderstrecken oftmals von Straßen
durchtrennt. Untersuchungen belegen, dass die Verluste durch den Straßenverkehr
bei der Frühjahrswanderung neben der Zerstörung der Lebensräume eine
Hauptursache für den Rückgang der Amphibien sind. Heute sind alle heimischen
Amphibien daher besonders geschützt.
Momentan befinden sich unsere heimischen und
gefährdeten Amphibien noch in ihrer Winterruhe. Wenn aber durch hormonelle
Prozesse eine Art Wander- und Laichbereitschaft einsetzt, beginnen ab einer
artspezifischen Sollzeit äußere Faktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit und
Tageslänge eine Rolle zu spielen. In unserer Gegend ist etwa Anfang März zuerst
mit dem Erwachen der Erdkröten, Grasfrösche und unserer drei vorkommenden
Molcharten Teich-, Berg- und Kammmolch zu rechnen. Sobald dann die Witterung
geeignet ist (Temperaturen in den Abendstunden über 5°C, Nieselregen mit hoher
Luftfeuchte), beginnen sie aus ihren Winterquartieren in die Laichgewässer zu
wandern. Die meisten dieser heimischen Amphibien sind so laichplatztreu, dass
sie zu dem Gewässer laufen wollen, in dem ihr Leben begann. Dabei können
Grasfrösche bis zu 800 m und Erdkröten sogar bis zu 2 km Wegstrecke
zurücklegen.
Um den Konflikt „Amphibienwanderung –
Straßenverkehr“ zu entschärfen, werden vom Umweltamt seit Jahren verschiedene
Wege beschritten. An den Hauptbrennpunkten, der Röhrsdorfer Straße auf der Höhe
des Speichers Altendorf, dem Stiftsweg auf der Höhe des Kirchgrundes und der
Eubaer Straße auf der Höhe von ehemaligem Munitionslager und Naturschutzgebiet
wurden zwischen 1995 und 2010 stationäre Amphibienschutzanlagen errichtet. Entlang der Leitelemente werden die
wandernden Tiere zu Durchlässen geführt und können die Straße selbständig und
sicher unterqueren. Bei Straßenneubaumaßnahmen, wie dem neuen Südringabschnitt
oder der verlängerten Kalkstraße, werden von vornherein solche dauerhaften
Einrichtungen für Amphibien und andere wandernde Wildtiere vorgesehen.
Eine andere Möglichkeit sind extra für den
Zeitraum der Frühjahrswanderung aufgestellte Zäune und Eimerfallen, so genannte
mobile Amphibienleiteinrichtungen. Solche Schutzmaßnahmen werden auch in diesem
Jahr wieder am Bräuteichweg in Wittgensdorf, am Gymnasium Einsiedel und an den
Brauereiteichen Einsiedel, am Riedteich in Rabenstein sowie in östlicher und
westlicher Erweiterung der Amphibienschutzanlage Eubaer Straße und in südlicher
Verlängerung der Amphibienschutzanlage Röhrsdorfer Straße errichtet, wo das
Gelände den Einbau stationärer Amphibienschutzanlagen nicht zulässt. Ohne die
Mithilfe von interessierten Bürgern, ehrenamtlichen Naturschutzhelfern und
Vereinen ist diese zeitaufwändige Methode nicht durchführbar, da die in die
eingegrabenen Eimer gefallenen Tiere täglich über die Straßen zu den
Laichgewässern getragen werden müssen.
Im Einzelfall können für die Zeit der
Frühjahrswanderung auch verzichtbare Straßen in den Abend- und Nachtstunden für
den Straßenverkehr gesperrt werden, so wie bereits in den letzten Jahren die
Forststraße im Zeisigwald.
Schließlich werden in Zusammenarbeit mit dem
Tiefbauamt ca. 70 Warnschilder „Achtung Kröten“ an Konfliktpunkten aufgestellt,
die die Autofahrer auf das Problem aufmerksam machen und zu einer angemessenen
Fahrweise verpflichten sollen.
Bei Interesse an Mithilfe, Rückfragen oder Amphibienmeldungen
wenden Sie sich bitte an das Umweltamt, Tel. 0371/488-3602.
Quelle: Stadt Chemnitz
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