Der vergessene deutsche Romantiker - Große Ausstellung
zum Maler und
Grafiker Rudolf
Köselitz bis zum 21. August in Annaberg-Buchholz
Man nennt ihn auch den „vergessenen deutschen
Romantiker“. Die Rede ist vom Maler und Grafiker Rudolf Köselitz. 1861 in
Annaberg geboren, studierte er an der Leipziger und Münchner Kunstakademie,
lebte eine Zeit lang in Dresden und unternahm zahlreiche Studienreisen u. a.
nach Venedig, wo er u.
a. seinen Bruder Heinrich Köselitz (Peter Gast), den
Freund Friedrich Nietzsches traf.
Unter der sachkundigen künstlerischen Begleitung seiner
Lehrer und Freunde Seitz, Piloty, Strähuber und dem ungarischen Maler Benczur
schuf Köselitz ein umfangreiches Werk an Porträts, Aquarellen, Grafiken und
Illustrationen. Darunter z. B. über 250 Zeichnungen zu Heinrich Schaumbergers
„Oberfränkische Dorfnovellen“. Seine starken inneren Beziehungen zur
erzgebirgischen Heimat werden am deutlichsten in solchen Meisterwerken wie dem
Ölbild von 1898 „Altes Hammerwerk im Erzgebirge“ oder dem Pastell „Pferdegöpel
der Fundgrube Krönung“. Großartige Werke schuf er auch in seiner Wahlheimat
Altfreimann bei München, wo er von 1910 bis zu seinem Tod im Jahr 1948 sein
Atelier aufschlug. Dort entstandene Bilder, wie z. B. Najadentanz, Liebesahnen,
Badende Kinder, Sommer, Die Spröde und der Hexentanz. Die Kunstgeschichte zählt
sie zu den letzten Werken der Münchner Romantik. Dazu gehören auch Aquarelle
wie Kornernte, Dorfparzen oder Schachspieler, die in zahlreichen Ausstellungen
stark beachtet wurden.
Rudolf Köselitz und Adolph Menzel auf einer Stufe
1901 hingen Gemälde von Rudolf Köselitz, u. a. das
„Innere eines Hammerwerks“ (1898) in der Berliner Nationalgalerie unmittelbar
neben dem berühmten „Eisenwalzwerk" von Adolf Menzel. Die Kunstkritik
stellte damals das Werk beider Künstler inhaltlich und handwerklich auf eine
Stufe.
Köselitz trug wesentlich dazu bei, der Aquarell-Technik
in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Heute sind seine Werke
hauptsächlich im deutschsprachigen Raum verstreut. Sie befinden sich in
Galerien, Museen und im Privatbesitz. Auch das Erzgebirgsmuseum sowie der
Frohnauer Hammer in Annaberg-Buchholz präsentieren sehenswerte Köselitz-Bilder.
Noch bis zum 21. August 2012 gibt es die nun die Chance,
im Annaberg-Buchholzer Kulturzentrum Erzhammer 174 Exponate von Rudolf Köselitz
in Augenschein zu nehmen. Der „vergessene deutsche Romantiker“ wird dort ganz
neu ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Für die erste große Ausstellung
dieser Art sind zahlreiche Exponate als Leihgaben zur Verfügung gestellt
worden. Sie werden erstmals in seiner Geburtsstadt gezeigt. Darunter befinden
sich sehenswerte italienische, fränkische und erzgebirgische Landschaftsbilder
und Stadtansichten, liebenswerte Charakterköpfe und Porträts sowie ungezählte
Buchillustrationen. Weitere Kapitel der Ausstellung befassen sich mit
fränkischem Volkstum und dem Bergbau im Erzgebirge. Darüber hinaus werden
Porträts des letzten Besitzers des Frohnauer Hammers, Gustav Martin sowie
Szenen aus dem Hammerwerk gezeigt.
Nicht zuletzt können Besucher Einblick nehmen in die
Biografie und die Ahnengalerie von Rudolf Köselitz. Sie reicht bis an den Hof
in Zerbst, dem Katharina die Große entstammt.
Hintergrund:
Rudolf Köselitz ist der jüngere Bruder von Heinrich
Köselitz (Peter Gast).
Der Freund und Mitarbeiter von Friedrich Nietzsche
arbeitete hauptsächlich als Komponist und Schriftsteller. Beide Söhne des
einstmaligen Vizebürgermeisters und Ehrenbürgers der Stadt Annaberg, Hermann
Köselitz, erhielten frühzeitig häusliche Unterweisungen in den Schönen Künsten.
In vielen seiner Werke gelang es Rudolf Köselitz überzeugend, die
Erzgebirgswelt sowie typische Charakterzüge ihrer Bewohner mit den Mitteln der
Bildenden Kunst wirklichkeitsnah wiederzugeben.
Anlässlich seines 150. Geburtstages ließ der Annaberger
Kulturwissenschaftler und Historiker Prof. Gotthard B. Schicker im September
vergangenen Jahres das Leben und Werk des Künstlers lebendig werden. Nun wurde
mit der ersten Rudolf-Köselitz-Ausstellung ein weiterer wichtiger Schritt
gegangen. Künftiges Ziel ist es, den wichtigsten bildenden Künstler von
Annaberg-Buchholz im 19. und 20. Jahrhundert z. B.
im Rahmen einer Kunstgalerie auf Dauer gebührend zu
würdigen.
Ausstellung:
Haus des Gastes Erzhammer, Buchholzer Straße 2, 09456
Annaberg-Buchholz bis 21. August 2012 täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet
Eintritt: 3,- €, Kinder bis 14 Jahre frei Faltblatt zur
Ausstellung: 0,50 €
Quelle: Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz




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