Wiesbaden (ots)
- Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Rauschgiftkriminalität ist im
Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent gestiegen und hat mit
276.734 Fällen wieder das Niveau des Jahres 2005 erreicht.
Die Anzahl der
Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) nahm um rund fünf Prozent
(20.120 Konsumenten), die der Tatverdächtigen um knapp zehn Prozent (228.110
Tatverdächtige) zu.
Ebenso stieg die
Zahl der Drogentoten um drei Prozent auf 1.032 Personen leicht an. Während die
Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Heroin, Kokain und
Crack seit Jahren zurückgeht, steigt die Anzahl der Todesfälle nach dem Konsum
von Amphetaminen und Metamphetaminen. Auffällig ist die um das Fünffache
gestiegene Anzahl der Todesfälle nach dem Konsum Neuer Psychoaktiver Stoffe
(NPS), so genannter "Legal Highs".
Marlene Mortler,
Drogenbeauftragte der Bundesregierung: "Der zuletzt leichte Anstieg der
Drogentodeszahlen trübt den Blick auf die langfristig positive Entwicklung.
Denn die Anzahl der Drogentoten hat sich seit 2000 halbiert. Das ist ein Erfolg
der Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung. Dennoch ist jeder Todesfall
ein Todesfall zu viel. Ich habe in diesem Jahr verschiedene Initiativen auf den
Weg gebracht. Wir haben nunmehr zusätzliche finanzielle Mittel für die
Prävention im Bereich 'Crystal Meth' zur Verfügung und wir erarbeiten neue
gesetzliche Regelungen, um den Handel mit Neuen Psychoaktiven Substanzen besser
zu unterbinden. Außerdem sollen die Bedingungen der Substitutionsbehandlung für
Ärzte verbessert werden.
Denn eine gelungene Substitution ist der beste Schutz vor
einem Drogentod bei einer Opiatabhängigkeit."
Der Anstieg der
Todesfälle zeigt, dass die Bundesregierung in ihren Aktivitäten gegen Drogen
und Sucht nicht nachlassen darf. Um die Gründe für den Anstieg herauszufinden,
werden aktuelle Trends analysiert. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die
Gründe vielschichtig sind. Dies gilt auch für die regionalen Unterschiede.
Auffällig ist neben dem Anstieg der Todesfälle durch
Crystal Meth und NPS der Anstieg der Suizide von Drogenabhängigen. Hinzu kommen
Todesfälle durch Langzeitschäden des Drogenkonsums, etwa auf Grund einer
Leberschädigung durch eine Hepatitis-Infektion; letztere liegt oft über 30
Jahre zurück und führt erst viele Jahre später zum Tod.
In enger
Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesbehörden erzielte das BKA im Jahr 2014
besondere Ermittlungserfolge: Im September 2014 konnten 330 Kilogramm Heroin
mit einem geschätzten Straßenhandelspreis von mehr als 50 Millionen Euro
sichergestellt werden. Anfang November 2014 beschlagnahmten Ermittler des BKA
2,9 Tonnen Chlorephedrin, geeignet zur Herstellung von rund 2,3 Tonnen Crystal
mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro.
"Die großen
Sicherstellungsmengen dieser beiden Substanzen sind einmalig in
Deutschland", sagt BKA-Präsident Holger Münch. "Die Sicherstellungen
verdeutlichen die wichtige Rolle Deutschlands als Transitland und als
Absatzmarkt für Rauschgift. Der Drogenhandel gehört nach wie vor zum Kerngeschäft
Organisierter Kriminalität".
Trotz des
weiterhin hohen Zufuhrdrucks von Heroin und Kokain aus dem Ausland ist eine
sukzessive Veränderung des Rauchgiftmarktes
festzustellen: Die Zahlen der EKhD von Heroin und Crack,
etwas schwächer ausgeprägt auch von Kokain, gehen seit zehn Jahren zurück.
Während im Jahr 2004 noch 5.324 EKhD von Heroin
registriert wurden, waren es im vergangenen Jahr 1.648. Heroin spielt heute in
Europa eine geringere Rolle als noch vor zehn Jahren, wohingegen Stimulanzien,
synthetische Drogen, Cannabis und Arzneimittel immer mehr an Bedeutung
gewinnen.
"Synthetische Drogen werden bei Rauschgift-Konsumenten immer
beliebter. Die Verfügbarkeit von Amphetaminen und Metamphetaminen ist
ungebrochen hoch", sagt BKA-Präsident Holger Münch. Die in Deutschland am
häufigsten festgestellte synthetische Droge bleibt Amphetamin. Ecstasy weist
nach Jahren rückgängiger Fall- und Sicherstellungszahlen wieder deutlich
steigende Tendenzen auf.
Mitverantwortlich hierfür ist die große Zahl der
illegalen
Amphetamin- und Ecstasylaboratorien mit ihren hohen
Produktionskapazitäten in den Niederlanden und in Belgien. Darüber hinaus
gewinnt auch die Droge Crystal weiter an Bedeutung. Die hohe Verfügbarkeit
aufgrund zunehmender Produktionskapazitäten überwiegend in der Tschechischen
Republik führt zur weiteren Ausbreitung von Crystal in Deutschland.
Holger Münch
erklärt: "So genannte "Legal Highs" etablieren sich mehr und
mehr in der Rauschgiftszene."
In Deutschland
sind mittlerweile über 1.500 verschiedene Produkte mit rund 160
unterschiedlichen NPS festgestellt worden. Allein im vergangenen Jahr wurden 58
neue Wirkstoffe erstmals auf dem deutschen Markt festgestellt. Problematisch
ist, dass der Handel mit neuen Stoffen nicht unmittelbar unter Strafe gestellt
ist, dies erfolgt erst durch die zeitaufwendige Aufnahme jedes einzelnen
Stoffes in die Anlagen zum Betäubungsmittelgesetz. "Ich spreche mich klar
für eine andere Verfahrensweise aus. Es müssen ganze Stoffgruppen unter Strafe
gestellt werden", betont Holger Münch.
Auf dem
europäischen Markt ist Cannabis das am häufigsten sichergestellte
Betäubungsmittel. Dies bestätigt sich 2014 auch in Deutschland. Bei knapp der
Hälfte aller Sicherstellungsfälle (63.519) wurde Marihuana beschlagnahmt. Dass
Marihuana bei den Konsumenten beliebter ist als Haschisch dürfte auch auf den
seit zehn Jahren zu beobachtenden Zuwachs von Indoorplantagen in Deutschland
zurückzuführen sein.
Eine zusätzliche
Herausforderung für die Strafverfolgung ist der Handel und Vertrieb von Drogen
über das Internet. Hersteller, Lieferanten, Einzelhändler, Website-Hoster und
Zahlungsabwicklungsdienste sind häufig in verschiedenen Ländern ansässig. Die
Kontrolle und Eingriffsmöglichkeiten werden dadurch sowie durch die zunehmende
Nutzung von Anonymisierungsdiensten erheblich erschwert.
Ergänzende
Zahlen und Informationen zur Rauschgiftlage können über die Homepage des BKA
unter www.bka.de und auf der Internetseite der
Drogenbeauftragten der Bundesregierung unter www.drogenbeauftragte.de abgerufen
werden.
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