Dienstag, 8. Mai 2012

Projekt „Schüler führen Schüler“ erklärt Sonderausstellung Schülerinnen der Chemnitzer Blindenschule bieten ungewohnte Einblicke in Märchenausstellung



Das ist ja übelst dunkel!“ - drei Gruppen mit je sechs Schülern der Klassenstufe 5 der Heinrich-von-Kleist-Mittelschule Lichtenstein gehen unsicher Hand in Hand durch den Ausstellungsraum im Untergeschoss des Lichtensteiner Daetz-Centrums. Über ihren Augen ist eine Verdunkelungsbrille, die den Sehsinn zeitweilig ausblendet. Die Kunstwerke sollen ausschließlich mit den Händen ertastet werden. Geführt werden die Gruppen jeweils von einer Schülerin der Chemnitzer Blindenschule. Ohne diese führende Hand wäre eine Orientierung im Raum nicht möglich. 

Jeweils zehn der ausgestellten Kunstwerke werden so den Schülern vorgestellt, sollen nur durch Erfühlen erkannt werden. Genau darum geht es in „Berührungen II – Welt der Märchen“, Kunsterlebnis trotz Sinneseinschränkung. Und die Mittelschüler sind überrascht, wie kompliziert dies ist. „Im Vorfeld haben wir das Thema ‚Wahrnehmung – wenn ein Sinn wegfällt’ im Unterricht durchgenommen“, erklärt Ethiklehrer Daniel Volkmar. „Im vertrauten Klassenzimmer ist das jedoch etwas völlig anderes, als in der ungewohnten Umgebung der Ausstellung.“

Die elfjährige Lilly Staskiewicz sieht das genau so. „Es ist viel schwieriger und anstrengender als gedacht, zurechtzukommen. Gesichter waren gut mit den Fingern zu erkennen, aber Reliefs gar nicht“. Und sie ergänzt: „ Mein Lieblingsstück ist die knieende, schlafende Figur da in der Ecke“. Ein Werk aus geölter Eiche von Bildhauer Roland Flechtner aus Elsteraue ist gemeint, das eine Szene aus Dornröschen zeigt.

Für Linda Serifi, Dominique Schirmer und Corinna Voigt, war dies die erste Gruppe von einem voll ausgebuchten, dreitägigen Programm. Eine Premiere für die ersten beiden, während Corinna bereits bei der ersten Berührungen-Ausstellung 2010 an dem Projekt „Schüler führen Schüler“ teilnahm. Doch nicht nur Schüler werden geführt. Für morgen hat sich das gesamte Kollegium der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig für eine Führung angemeldet. Dann erhalten die Schülerinnen noch Unterstützung durch eine vierte Schülerin der Blindenschule, Maria Dechant. Die Führungen selbst haben sich die Jugendlichen bei einem Vororttermin im Daetz-Centrum und in ihrer Freizeit selbstständig erarbeitet. Unterstützt wurden sie hierbei durch ihre Lehrerin Heidi Schmidt. Geprobt wurde anhand einer „Trockenführung“ mit einer Praktikantin der Schule.

Die Sonderausstellung kann noch bis zum 3. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Gefördert wird diese Schau im Daetz-Centrum durch den Freistaat Sachsen.

Quelle: Daetz-zentrum Lichtenstein


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